Traditionelle chinesische Medizin und Akupunktur
Der Lebenshauch Qi
Qi bedeutet in der chinesischen Sprache ursprünglich "Hauch", "Dampf" oder "Atem" - erfüllt also auch europäische Vorstellungen von einem "Odem", einer vis vitalis, einer Lebenskraft einer anima mundi. Qi ist unsichtbar, körperlos, durchdringt aber wie ein Äther den gesamten Kosmos. Das chinesische Denken unterscheidet nicht zwischen Materie und Energie, seine Existenz wird außer Zweifel gestellt, da es durch seine vielfältigen Funktionen überall sichtbar wird.
Einer meiner Lehrer in TCM pflegte immer zu sagen, "Qi ist das, was mich auf 2 Beinen stehen läßt. Reduziere jemandem sein Qi, und er wird umfallen."
Englische Wissenschaftler haben mit dem Begriff "matter-energy" den Zustand zwischen Materie und Energie zu beschreiben versucht. Das heißt Qi ist nicht Materie allein und nicht Energie allein und in der deutschen und englischen Sprache haben wir kaum so fein differenzierte Begriffe wie im Chinesischen oder in der ältesten Schriftsprache der Welt, dem Sanskrit. Den Impuls für die Entwicklung der TCM gab der Philosoph Lao Tse, der im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebthat. Er und seine Schüler befassten sich vorwiegend mit den Gesetzmässigkeiten der Natur und eines Weltorganismus, denen auch der Mensch unterworfen sei. Folge der diesen Regeln, dann gehe er den "rechten Weg" und werde Harmonie erlangen. "Der Weg kennt weder Dämonen noch Geister, er kommt aus sich selbst und er geht aus sich selbst", heisst es im "Gelben Kaiser", der ersten überlieferten schriftlichen Auszeichnung über die Theorie und Grundlagen der trad. chinesischen Medizin.
Dieser um 200 v. Chr. von unbekannten Autoren zusammengetragene Klassiker wandte sich schon damals von mystischen Vorstellungen ab und orientierte sich an "Naturgesetzen".